Artikel,  Gemeinderat Rümlingen

Friedhofswasser

Als Junge habe ich damit geprahlt, dass das beste Wasser in Rümlingen aus dem Brunnen im
Friedhof komme und es darum so gut sei, weil es unter den Gräbern durchfliesse. Gut,
vielleicht rührte meine Meinung eher daher, dass ich dort nur trank, wenn wir die nahen Süd-
Hänge wegen ihrer Steilheit von Hand mähen, schwadern und zusammenrechen mussten.
Ganz im Sinne von „Durst ist der beste Sommelier“.
Mit der Zeit wurde mir beigebracht, dass das mit den „unter den Gräbern durchfliessen“ nicht
so ganz stimmt. Aber haben Sie sich nicht auch schon gefragt, woher das Wasser kommt,
welches bei Ihnen zu Hause aus dem Hahn fliesst? Oder welchen Weg es hinter sich hat, bis
es bei Ihnen ist und warum wir in der Schweiz in der Regel so unbekümmert Leitungswasser
trinken können? Als die Brunnmeister der Wasserversorgung oberes Homburgertal die
Gemeindeverantwortlichen auf eine Besichtigung der Quellen und Infrastruktur einluden,
kamen mir diese Fragen wieder hoch.
In Rümlingen wird das Wasser aus einem Grundstrom gepumpt. In Känerkinden sammelt es
sich in einer Schweissquelle. In Buckten darf eine Quelle gemäss Gerichtsbeschluss nicht
kommerziell genutzt werden. In Wittinsburg war der Wasserdruck früher so gering, dass jedes
Haus eine Druckerhöhungsanlage hatte. In Läufelfingen sprudelt es aus dem Bahntunnel –
wobei das noch so eine Sache ist. Beim Bau des Tunnels versiegte die Quelle und das ganze
Wasser floss nur noch nach Trimbach. Bis vors Bundesgericht mussten die nun antriebslosen
Sägereien, Mühlen und übrigen Quellennutzer damals mit der SBB bis diese auf eigene
Kosten einen separaten Wasserstollen bauen mussten und das Wasser wieder ins
Homburgertal floss.
Aber nicht nur früher, auch heute müssen wir für unser Wasser kämpfen und die anstehenden
Herausforderungen angehen. Immer längere und trockenere Sommer strapazieren das
Grundwasser. Schutzzonen müssen wegen geänderter Gesetzeslage errichtet oder um ein
Vielfaches vergrössert werden. Alte Steuergeräte können von niemandem mehr unterhalten
werden und der Ersatz kostet viel Geld. Die Wasseraufbereitungsanlagen und
Transportleitungen kommen in die Jahre und doch – das Wasser fliesst.
Zu einem Grossteil verdanken wir das unseren Brunnmeistern. Sie warten und unterhalten die
Anlagen. Sie rennen, wenn irgendwo ein Rohr bricht und schieben Nachtschicht, wenn
Leitungsstörungen auftreten. Sie schauen, dass auch für die Feuerwehr genug Wasser für
allfällige Einsätze bereit steht und dass die Qualität des Wassers so hoch bleibt, dass wir eben
unbekümmert ein Glas Hahnenwasser geniessen können.
Aber es ist auch unseren Einwohnern und Gewerben zu verdanken. Weist die kantonale
Wasserstatistik für 1998 noch einen Verbrauch von knapp 31 Millionen Kubikmeter aus,
waren es 2016 noch gut 26 Mio. m3. Pro Einwohner und Tag hat sich der Verbrauch von 327
auf 253 Liter reduziert. Tragen wir weiterhin Sorge zu diesem kostbaren Gut und geniessen
dieses Stück Lebensqualität. Dann können die Buben in Rümlingen auch in Zukunft noch ihre
Schauermärchen über das Friedhofwasser verbreiten.