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Care-Team, Peers – wie bitte was?

Anfang 2018 entstand ein Erfahrungsaustausch aller Primarschulräte im Einzugsgebiet der Sek Sissach. Es werden auch immer wieder Referenten eingeladen um Bereiche zu präsentieren, mit welchen man sich im Alltag sonst kaum auseinandersetzt.

Letzte Woche hat sich das Care-Team Baselland vorgestellt. Sollten Sie nicht wissen, was das ist – dann dürfen Sie sich eigentlich glücklich schätzen. Denn zum Einsatz kommt dieses Team nur, wenn Unfälle, Katastrophen oder andere traumatisierende Ereignisse vorgefallen sind. Seine Aufgabe ist laut Kanton, vor Ort Betroffenen und ihren Angehörigen mit psychosozialer Erster Hilfe und spiritueller Begleitung beizustehen, sie bei der Verarbeitung von Sinn- und Schuldfragen zu begleiten und Betroffene vor Folgeschäden wie posttraumatischen Belastungsstörungen zu bewahren.

Angegliedert ist dieses Team im Bereich „Schutz, Rettung, Betreuung“, wird durch die Notrufzentrale aufgeboten und besteht aus Einsatzleitung und Care-Givern. Care-Giver sind Psychologen, Theologen, Seelsorger oder entsprechend geschulte Personen.

In meiner Dienstzeit bei den Militärpolizei-Grenadieren in Isone durfte ich eine solche Weiterbildung zum Peer machen. Peers unterscheiden sich von Care-Givern am ehesten darin, als dass sie selbst zu ihrer „Zielgruppe“ gehören. Ein Peer ist ein Kollege, ein Ebenbürtiger, ein Gleichgestellter, wo ein Care-Giver „von aussen“ dazukommt.

2008 war ich in Bern im Rahmen der Fussball EM im Einsatz als ein Notruf einging. Im Kandertal habe sich ein Schlauchboot-Unfall ereignet, Soldaten würden vermisst. Wir wurden aufgeboten, nach den Vermissten zu suchen und die Kameraden zu betreuen.

Nie hätte ich gedacht, dass ich in den wenigen Diensttagen als Peer zum Einsatz käme. Aber solche Ereignisse kommen unverhofft. Umso mehr beruhigt es mich zu wissen, dass für den Notfall im Baselbiet nicht nur Feuerwehr, Polizei oder Sanität bereitstehen, sondern auch ein Care-Team.

Denn gerade wenn im schulischen Umfeld etwas Tragisches geschieht, kann ein Care-Giver den Kindern aufzeigen, wie sie das Erlebte nachhaltig verarbeiten können. Natürlich sind Care-Giver nicht die erste oder einzige Anlaufstelle. Wichtigste Vertrauensperson im schulischen Umfeld ist und bleibt in der Regel die Klassenlehrperson. Sie kann auf die Unterstützung der Schulleitung zählen und wo angezeigt für das Kind das Angebot des schulpsychologischen Dienstes beanspruchen.

Allerdings stehen diese Partner nicht rund um die Uhr zur Verfügung. Manchmal muss schnell reagiert werden können. So zum Beispiel beim Unfall am Fasnachtsumzug in Liesberg vergangenen März.

Am Umzug haben auch Schulklassen teilgenommen, welche so zu Augenzeugen des Vorfalls wurden. Das Care Team wurde aufgeboten und hat mit den betroffenen Schülerinnen und Schülern das Erlebte besprochen und bot auch Hand, zu einem späteren Zeitpunkt nochmals mit den Kindern zusammen zu sitzen.

Nehmen wir uns die Arbeit der Care-Giver doch zu Herzen und nehmen aufrichtigen Anteil am Erlebten unserer Kinder – unserer Mitmenschen. Denn manchmal reicht es, einfach zu zuhören.