Applaus für…
Sie haben es mitbekommen. Es wurde in der Schweiz zu Letzt viel applaudiert. Für Pflegefachkräfte und ÄrztInnen, für das KiTa- und Kassenpersonal, für die Polizei und viele andere Helferinnen und Helfer.
Es sind Menschen, welche auf Grund ihres Berufes oder ihres freiwilligen Engagements Schlüsselfunktionen in der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen übernommen haben. Dafür gebührt ihnen Dank – keine Frage.
Was ich aber vermisse ist eine öffentliche Wertschätzung der Eltern. Wie viele Mütter und Väter haben in den letzten sieben Wochen neben den ebenfalls aufwändigeren Hausarbeiten dafür gesorgt, dass ihre Söhne und Töchter den Schulstoff bearbeiten, neues Wissen nicht nur aufnehmen sondern auch anwenden können, haben Aufgaben kontrolliert, Fragen beantwortet, soziale Entwicklung begleitet, Blessuren versorgt und noch so viel mehr.
Natürlich, so kann man argumentieren, man hat sich ja selbst für Kinder entschieden, also ist es auch selbstverständlich, dass man zu ihnen schaut. Ja, das finde ich auch, egal ob als Familie, mit den Grosseltern oder mit familienergänzenden Betreuungsformen.
Und trotzdem ist es eine riesige Leistung. Nicht nur während der Schulschliessung der letzten Wochen. Es ist immer eine Herausforderung, Kinder von Geburt bis in die Selbstständigkeit zu begleiten, sie zu fördern und fordern, ihnen Liebe zu schenken, sie zu beschützen und dennoch beizubringen, dass sie nicht das Zentrum der Welt sind und sie ebenfalls eine Verantwortung zu tragen haben und mit Gefahren umgehen können müssen.
Darum von meiner Seite auch ein Hoch auf alle Mütter und Väter. Ihr liebt bedingungslos, ihr lebt vor, ihr erklärt, ihr weist zu Recht. Vielmehr als jede Bildungsstätte prägt ihr eure Kinder und legt somit die Grundlage, wie sich eure Kinder künftig verhalten. Ihr lehrt sie Respekt, Demut, Freundlichkeit, Güte. Ihr helft ihnen, sich zu beherrschen, ehrlich zu sein, faktenbasiert zu diskutieren und fürs Recht einzustehen.
Mir ist bewusst, dass das nicht immer klappt und zuweilen unerreichbar scheint. Manchmal fällt einem die Decke auf den Kopf und man kann einfach nicht mehr. Dann ist es auch wichtig, dass man sich Zeit nimmt und auftankt.
Dennoch: Eltern sind es, welche durch ihre Kinder massgeblich die Zukunft unseres Landes und unserer Gesellschaft gestalten. Danke, nehmt ihr diese Verantwortung nicht auf die leichte Schulter sondern investiert ihr euch in eure Töchter und eure Söhne, so dass wir nicht wie die Chaldäer vor 4‘000 Jahren klagen müssen „Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe.“ Gerade Zeiten wie die letzten Wochen zeigen auf, wie hoch die Solidarität in einer Gesellschaft ist. Denn natürlich können wir mit den jetzigen Massnahmen Menschenleben retten resp. verlängern und das Tempo der Ausbreitung eindämmen. Aber den Preis der Massnahmen werden wir alle – auch unsere Kinder – noch lange zu tragen haben. Schön, sind wir dazu bereit. Und jetzt gehe ich meiner Frau applaudieren.